Unbottled: Botucal Blanco Reserve Rum

Botucal Blanco Reserve

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Welche Spirituose könnte man während des Tiki Month besser testen als Rum? – Eine rein rhetorische Frage, natürlich passt Rum am besten! Deshalb macht der selbst betitelte „ultra premium” Rum Botucal Blanco Reserve, den Anfang in dieser kleinen Serie von Spirituosen Tests. Mit seinem Titel legt er die Messlatte schon mal sehr hoch an. Schauen wir einmal, wie er sich so schlägt!

 

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Ich muss zugeben, dass ich kein großer Fan von gelagertem „weißem“ Rum bin. Warum macht man sich die ganze Arbeit der Fasslagerung, wenn man danach durch Filtration die Aromen wieder entfernt? Natürlich wird nicht der gesamte Fasscharakter entfernt und mir ist durchaus bewusst warum Rumhersteller diesen Schritt gehen: um einen komplexeren weißen Rum zu erhalten. Aber ich bin dennoch davon überzeugt, dass es möglich ist einen hochwertigen echten weißen Rum herzustellen! – Auch wenn ich bisher noch keinen gefunden habe… Zurück zum Botucal Blanco Reserve: Der Rum ist zwar nicht wirklich neu, aber zumindest in Deutschland ist er neu auf dem Markt. Vermutlich wird man sich schwertun ihn in anderen Ländern zu finden und das liegt nicht unbedingt daran, dass er so selten wäre: Denn in anderen Ländern wird er unter einem anderen Namen verkauft. In Deutschland hält eine gewisse Einzelhandelsgesellschaft die Rechte am Namen „Diplomatico“ und deshalb musste der Rum für Deutschland umbenannt werden.

Sechsjähriger „weißer“ Rum

Wie schon angemerkt, wird der Blanco Reserve Rum in Eichenholzfässern gelagert und das für ganze sechs Jahre. Anschließend wird ihm die Farbe durch Filtration entzogen, um wieder einen weißen Rum zu erhalten. In der Pressemittelung ist zu lesen, dass der venezolanische Rum vier Mal destilliert wird um anschließend vor der Lagerung in Weißeichenfässern fünf Mal gefiltert zu werden. Warum man ein Destillat vor der Fassreifung so oft filtern sollte entzieht sich meiner Erkenntnis, aber wahrscheinlich bin ich hier nur ein bisschen kleinlich… Weitere Informationen über den Rum sind etwas spärlich gesät und deswegen kommen wir auch schon zum eigentlichen Tasting.

Das Test Prozedere

Natürlich musste ich den Rum zuerst pur probieren, aber schon allein durch den klaren Anblick ist zu erkennen, dass dieser Rum für das Mixen ausgelegt ist! Zuerst wollte ich den Rum in einem Hemingway Daiquiri verkosten, aber war ich der Meinung, dass ich die ganze Sache vielleicht etwas zu kompliziert anging. Wenn der Rum sich im einfachen Daiquiri gut schlägt, ergibt er bestimmt auch einen leckeren Hemingway. Weil der Mojito einer meiner Lieblingsdrinks mit jungem Rum ist und ich denke, dass es nicht nur mir so geht, habe ich mich für ihn als zweiten Cocktail entschieden. – Die Bewertung erfolgt auf einer Skala von 0 (untrinkbar) bis 5 (bester Rum, den ich je getrunken habe) in halben Punkt Intervallen.

Der Rum “blanco”

Botucal Blanco Reserva
Vertrieb: Sierra Madre
Alter: Sechs Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: 34 € / pro Liter
Anblick: Klar, kleine Fenster, langsame Tränen
Geruch: alkoholischer Geruch, süße Bananen, Melasse, Kokosnuss und Vanille
Geschmack: Vanille, ein Hauch Alkohol, wieder Kokosnuss und eine gewisse Süße
Nachgeschmack: Mittellang mit süßem Zuckerrohr
3 Lions

Sicherlich ist der Blanco Reserve nicht so weich, wie es die Pressemittelung glauben machen will, aber auf der Zunge bleibt dennoch keinerlei scharfes Brennen zurück. Auch wenn der Rum die Komplexität eines länger gereiften Rums vermissen lässt, hält er dennoch ein interessantes Bukett an exotischen Aromen bereit. Der Rum ist, wie gesagt, dazu gedacht vermixt zu werden und genau das wollen wir jetzt auch tun!

Kubanischen Drinks in Venezuela

Daiquiri
Daiquiri Natural
6 cl Botucal Blanco Reserve Rum
3 cl Limettensaft
2 cl Zuckersirup
Shake – double strain – gekühltes Cocktailglas;
Garnitur: Limettenzeste;
Song: Manu Chao – Luna Y Sol

Geruch: Zitrusöl, Limette, leichte Melassenote
Geschmack: Erfrischend sauer, Zuckerrohr, leichte Süße, gut ausbalanciert
4 Lions

Manchmal sind gute Dinge so einfach! – Wie zum Beispiel ein perfekt ausbalancierter Daiquiri! Beim Probieren schlägt einem nicht gleich eine Ladung Esternoten ins Gesicht, wie es bei einigen anderen gelagerten „weißen“ Rumsorten der Fall ist, aber er lässt auch nicht an Komplexität vermissen. Deutlich heben sich die Melassenoten vom süß, saurem Grundgerüst ab. Diesen Drink kann man einfach an einem warmen Sommerabend genießen und einfach glücklich sein. Dennoch bin ich ganz froh einen Standarddaiquiri gemixt zu haben. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob der doch etwas filigrane Botucal nicht vom Maraschinolikör des Hemingways erschlagen werden würde. Ich werde mich bemühen den Drink bald zu probieren, aber erst einmal weiter zum Mojito!

Mojito
Mojito:
6 cl Botucal Blanco Reserve Rum
3 cl Limettensaft
2 cl Zuckersirup
3 Zweige Minze
Top off mit Sodawasser
Alles außer Sodawasser, ohne Eis, shaken – in ein gekühltes Highball Glas füllen – Eis dazugeben – mit Sodawasser auffüllen – kurz umrühren;
Garnitur: Minzzweig – Puderzucker – 2 Dashes Angostura Bitters

Geruch: Kühlende Minze, Gewürze, Limette, ein Hauch von Rum
Geschmack: Frische Minze, Melasse, Rum, Vanille, ausgeglichene Süße
4 Lions

Bevor sich jetzt jemand über die seltsame Mojito Zubereitungsweise beschwert, sollte ich sie vielleicht erklären: Ich habe mir diese Zubereitungsart von Matt Robold auf seinem Blog RumDood abgeschaut. Auf seinem Blog erklärt Matt, dass das Shaken ohne Eis genug Minzaroma in den Drink bringt, ohne dabei die Blätter zu zerstören. Dadurch wird verhindert, dass der Cocktail bitter wird.
Nach dem Daiquiri war es nicht allzu überraschend, dass sich der Blanco Reserve auch im Mojito gut schlägt. Nichtsdestotrotz war ich vom Mojito mit Botucal wirklich begeistert und dass obwohl im Moment Winter ist und ich nicht direkt in der Stimmung für sommerliche Drinks bin (von Tiki Drinks einmal abgesehen). Auch hier gefiel mir wieder, dass der Rum kein Jamaica Rum Aroma mitbringt, welches ich manchmal im Mojito störend finde. Der Blanco Reserve kann sich gegen die kräftige Minze gut behaupten, ohne sie zu überlagern. Auch behält der vorher ausbalancierte Drink sein eingestelltes Süß-Sauer-Verhältnis.

Gesamtwertung: 4 Lions(3,67 genau)

Insgesamt konnte mich der Botucal Blanco Reserve Rum von der Daseinsberechtigung von gelagertem weißem Rum überzeugen! An der Gesamtwertung kann man ablesen, dass er sich exzellent geschlagen hat, so gut, dass sogar die leicht schlechtere Purwertung nicht mehr ins Gewicht fällt. Der Botucal Blanco Reserve ist der perfekte Rum für den Genuss leichter karibischer Cocktails!

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