Book Review: "It's Gintime"
Sorry chaps! Since this is a German book, this one is for my German readers! – “Bloß kein Langweiliges Buch über Gin schreiben!”, dass war das Ziel der Autoren von It’s Gintime. Ob ihnen das gelungen ist, erfahren Sie hier!
Das Buch It’s Gintime von Melanie Jonas, Jürgen Kaffer und Margitta Schulze Lohoff ist 2014 in Delius-Klasing Verlag erschienen.
Die Autoren des Buches, allesamt Ginliebhaber, wollen mit ihrem Buch den Mythos Gin ergründen und zielen damit genau in das Herz des modernen Gin-Hypes. Allerdings sollte es keine trockene Abhandlung werden, die ausschließlich Fachwissen über Gin vermittelt. Deswegen dient ein einziger Abend als Grundgerüst für die Aufteilung des Buches. Dieser Idee ist auch die Kapiteleinteilung in Sunset, Dusk, Midnight und Dawn geschuldet. In den einzelnen Kapiteln findet man jeweils Kurzgeschichten verschiedener Autoren. Abwechselnd wird Wissen und Historisches vermittelt oder es werden einfach nur Geschichten und Erlebnisse mit Gin erzählt. Dabei beantwortet das Buch auch Fragen wie, „wie werden die sensorischen Eindrücke beim Trinken verarbeitet?“ oder „wann, wie und wo wurde Gin erfunden?“. Die einzelnen Kapitel werden ergänzt von Gin-Empfehlungen und einigen wenigen, dafür ebenfalls auf die Geschichten und den jeweiligen Gin, abgestimmten Rezepten. Bei den thematischen an die jeweilig übergeordneten Kapitel angelehnten Geschichten lässt sich eine Steigerung erkennen. Dabei erfährt die abenteuerliche Nacht im Kapitel Midnight ihren Höhepunkt.
„Ob ein Buch über eine Nacht mit Gin wirklich funktioniert?“ war die erste Frage die ich mir stellte. Ich muss gestehen, dass ich etwas skeptisch war. Bücher über Drinks teilte ich bisher in Rezept-Sammlungen oder Sachbücher zur Warenkunde ein.
Aber schon nach den ersten Seiten waren meine Zweifel beseitigt. Das Buch macht wirklich Spaß zu lesen – und das war auch die Absicht der Autoren, wie auf den ersten Seiten unmissverständlich erklärt wird. Um eins klar zustellen: Wer ein Buch sucht, in dem eine geballte Anzahl an Gins und noch mehr Rezepte niedergeschrieben sind, ist mit diesem Buch falsch Beraten. Wer aber die Faszination und den Mythos, der Gin im Moment umweht, verstehen möchte und nebenbei noch alles Nötige über die Wacholder Spirituose wissen möchte, ist hier richtig!
Besonders Gut haben mir die empfohlenen Gins in den jeweiligen Kapiteln gefallen, sie greifen den Inhalt der jeweiligen Geschichte auf und sind dazu noch, bis auf wenig Ausnahmen, wirklich sehr gute Gins. Ebenfalls fand ich den Wechsel zwischen Anekdoten und nützlichen Wissen sehr gut, der dafür sorgt, dass das Buch mitreißend und sogar spannend geschrieben ist. Vor allem das Kapitel Midnight hat es in sich. Hier fühlt man sich als wäre man mitten drin im Ginrausch. Gleichzeitig wird aber auch die dunkle Seite des Rausches nicht vollkommen außer Acht gelassen. Aus einer Geschichte dieser Art stammt auch der hier genannte Drink, den ich natürlich sofort nachmixen musste. Das Rezept wird eher beiläufig im Text erwähnt und deshalb wird der Name des Cocktails nicht genannt. Der Drink ist auf der trockenen Seite mit einer nur geringen Süße durch den Portwein. Der Salbei harmoniert sehr schön mit dem Wacholder und mit zunehmender Trinkdauer kommen die Gewürze des Gins und das Orangenblütenwasser etwas mehr zum Vorschein.
1 cl Port Wine (Quintas Do Infantando Tawny)
1 Leaf Sage
1 Dash Orange Flower Water
Shake – double strain – chilled Cocktail glass;
Garnish: Sage leaf;
Song: Tom Waits – All The World Is Green
Zum Schluss bleiben nur kleine Kritikpunkte wie die für meinen Geschmack etwas zu diffusen Bilder und der anfängliche Schock beim Lesen des Kapitels zum Thema Martini. Hier wird von einem Martini Seminar in New York berichtet, in dem Bombay Saphire, Martini & Rossi Wermut und Orange Bitters auf Eis geshaked werden. Doch es lohnt sich auch als Bartender das Buch nicht gleich wutentbrannt wegzulegen, denn im Rezept zu diesem Kapitel wird der Martini mit Dorothy Parker Gin dann doch gerührt. Doch diese beiden Punkte sind eher subjektive Kleinigkeiten. Der einzig wahre Minuspunkt ist meiner Meinung nach, dass mindestens zwei Gins empfohlen werden, die nicht auf dem Deutschen Markt erhältlich sind. In beiden Fällen handelt sich um ausgezeichnete Gins, aber es könnte sich bei Lesern etwas Frustration einstellen, wenn sie den gerade eben empfohlenen Gin nur aus England für umgerechnet 52 € beziehen können.
Das Buch It’s Gintime ist für mich der Gin Tonic unter den Cocktailbüchern: Durch das Beschränken auf das Wesentliche und die erfrischende Art des Schreibens ist es eine echte Empfehlung für alle Ginliebhaber und welche die es werden wollen! Vor allem ist das Buch Leuten zu empfehlen, die sich wundern warum sie in einer Bar erst eine Armada an Fragen beantworten müssen, bis der gewünschte Gin Tonic vor ihnen steht. – Kann man sich mit beidem nicht identifizieren macht dieses Buch wenigstens verdammt große Lust auf Gin!
PS: Achja, hier ist mein Lieblings-Gin-Tonic:
Top off with Fever Tree Tonic Water
Build – Double Old-Fashioned glass over ice cubes;
Garnish: “Garnish with a slice of lemon, never lime.” – Tony Conigliaro, 69 Colebrook Row, London.
(Just imagine what Tony would say to cucumbers in his G&T?)
Song: The National – England
http://youtu.be/RR_csJUFu7s