Unbottled: Hoos London Gin
“Small Batch” mit dieser Bezeichnung ist der Gin von Heiko Hoos, in Anlehnung an das Herstellungsverfahren, versehen. Das eine kleine Produktionsmenge nicht gleichbedeutend mit hoher Qualität sein muss, sollte dabei aber jedem geneigten Gin-Käufer bewusst sein. Ob der Hoos Gin trotzdem hält, was er verspricht, wird sich in diesem Test zeigen.
Der Begriff “Small Batch” stammt ursprünglich von der Bourbon-Herstellung in den USA und bei den dort produzierten Massen von Billig-Bourbon, macht eine Unterscheidung für hochwertigere Produkte durchaus Sinn. Der Hoos Gin, der auf einer 150 l Brennblase vom Hersteller Arnold Holstein gebrannt wird, hat auf Grund der geringen hergestellten Menge bei jedem Destillationsvorgang durchaus die Berechtigung sich “Small Batch” zu nennen. Außerdem will ich gar nicht behaupten, dass er nicht aus hochwertigen Zutaten und mit größter Sorgfalt hergestellt wird. Ich mahne lediglich zur Vorsicht, was Bezeichnungen wie “Craft”, “handwerklich” und eben “Small Batch” bei Produktbezeichnungen angeht.
Geheimzutat: keine Geheimnisse
Im Falle des Hoos Gin wird die Herstellungsweise und die verwendeten Zutaten offen kommuniziert, was durchaus lobenswert ist. Der durch Mazeration der 15 frischen oder getrockneten Botanicals in Neutralalkohol vor der Destillation hergestellte Gin enthält unter anderem: Kamille, Kardamom, Kiefernknospen, Koriander, Majoran, Orangenschalen, Süßfenchel, Wacholderbeeren, Zitronenmelisse und Zitronenschalen. Nach der Destillation, auf der bereits erwähnten kleinen Brennblase wird der Gin für einige Wochen ruhen gelassen, bevor er auf 44,4% Trinkstärke mit Quellwasser eingestellt wird. Vor der Abfüllung in seine außergewöhnliche 0,5 l Flasche wird der Gin nicht filtriert.
Hoos London Gin | |
Alkoholgehalt: | 44,4% |
Preis: | 50 € / pro Liter |
Anblick: | Klar, große Fenster, mittel schnelle Tränen |
Geruch: | Wacholder, floral, Lavender, Harz, Tannenzapfen, leichte Limettennote |
Geschmack: | Lavendel, Wacholder, blumig, an Waldboden erinnernde Noten |
Nachgeschmack: | Würziger Abgang mit leichtem Alkohol |
Auch wenn der Hoos Gin mehr Wacholderaroma besitzt als vielleicht manch anderer deutsche Gin, ist er für mich dennoch kein klassischer London Dry Vertreter. Er umschmeichelt den Gaumen eher mit einer blumig, frischen Note, die mich wieder einmal an Lavendel erinnert anstatt einem mit einem Wacholderzweig ins Gesicht zu schlagen. Ich möchte jetzt nicht von mir behaupten, eine masochistische Ader zu haben, aber ein bisschen vermisse ich diese Wacholderbomben. Dennoch hält der Hoos Gin was er verspricht: er ist ein gut gemachter Gin, mit nicht zu aufdringlichen Noten, aber es mangelt ihm auch nicht an Komplexität. Im Abgang wird er dann noch mal etwas würziger, mit harzigen, an Tannenzapfen erinnernden Noten und einer dezenten Alkoholnote.
Gin Tonic:
5 cl Hoos London Gin
Top off mit Fever Tree Tonic Water
Build – gekühltes Double Old-Fashioned Glas mit Eiswürfeln – mit Tonic Water auffüllen;
Garnitur: Gefrorene Beeren;
Geruch: | Fruchtig, blumig, frisch |
Geschmack: | Blumig mit Noten von Lavendel, Brausepulver, Süßholz, leicht würzige Noten |
Ähnlich wie im pur Tasting verhält sich der Hoos Gin auch im Gin Tonic mit Fever Tree Tonic Water: er ist äußerst gefällig, blumig, fruchtig und tut niemandem weh. Daraus könnte man jetzt auch eine leichte Kritik herauslesen, aber dies ist nicht unbedingt meine Absicht. Denn an dieser Stelle möchte ich den verhältnismäßig günstigen Preis des Hoos Gins ansprechen. Bei der allgemeinen Preisexplosion im Gin-Segment ist ein Preis von circa 50 € pro Liter, genauso wie der Gin Tonic mit Hoos: durchaus erfrischend! Wegen den blumigen und floralen Noten des Gins und weil seit einiger Zeit ein Basilikumstrauch auf meiner Fensterbank steht, drängt es sich förmlich auf, als zweiten Drink einen Gin Basil Smash zu mixen.
Gin Basil Smash: – Jörg Meyer
6 cl Hoos London Gin
2 cl Zitronensaft
2 cl Zuckersirup
3 Zweige Basilikum (Lieber zu viel als zu wenig)
Shake – double strain – gekühltes Double Old-Fashioned Glas mit Eiswürfeln;
Garnitur: Basilikum Zweig
https://youtu.be/R57C-9IOBmM
Geruch: | Basilikum, würzig und frisch |
Geschmack: | Blumig Gin Aromen, Basilikum, gut ausbalancierte Süße, mild, leicht saurer Abgang mit Anklängen von Nelken |
Es ist viel zu lange her, dass ich diesen modernen Klassiker von Jörg Meyer gemixt habe. Dabei sind meistens die einfachen Drinks besonders lohnenswert! Der Gin Basil Smash mit Hoos Gin setzt die Reihe des puren Eindruckes und des Gin Tonics fort: ausgeglichen, stimmig und unaufdringlich. Der Gin erschlägt nicht das Basilikum, sondern bildet eher das Fundament des Cocktails. Der Basil Smash ist allgemein nicht der komplexeste Drink, dennoch braucht es einen anständigen Gin, um ein gutes Ergebnis abzuliefern. Deshalb hat der Hoos Gin mit in diesem Drink sehr gut gefallen. Im Gegensatz zum von mir vorher im Basil Smash favorisierten G’Vine, lässt sich mit Hoos Gin doch mehr der Gin Charakter herausschmecken.
Insgesamt liefert der Hoos Gin ein mehr als solides Ergebnis ab, wobei er mir im Gin Basil Smash nochmal etwas besser gefallen hat als im Gin Tonic. In Kombination mit dem relativ niedrigen Preis, ist der Hoos Gin für alle zu empfehlen, die einen klassischen, dennoch nicht zu wacholderlastigen Gin suchen. Der Gin sollte sich in allen Drinks wohlfühlen, die nach floralen Gins verlangen, wie beispielsweise der Fcuk Hugo oder der Good Night ‘N’ Good Luck.