Hine Cognac Tasting

Hine Cognac TastingAls Bartender freut man sich natürlich immer, wenn man zu einem Tasting eingeladen wird. Genauso wie bei diesem Tasting mit dem Thema Cognac aus dem Hause Hine. Zu verkosten gab es fünf Cognacqualitäten und anschließend einige klassische, aber weniger bekannte Cognac-Cocktails.

Das Tasting wurde von Rene Förster, BNIC Educator und Bartender in der Twist Bar in Dresden, im Auftrag von Seven Spirits geleitet und gab den Nürnberger Bartendern und Spirituosenexperten weitreichende Einblicke in die Cognacherstellung des Hauses Hine. Zu Beginn wurde der H by Hine Cognac verkostet. Der H by Hine wird als “Fine Champagne Cognac” bezeichnet, das bedeutet, dass 51% des Cognacs aus dem Anbaugebiet der Grand Champagne kommen müssen und der Rest nur aus Trauben der Petite Champagne kommen darf.

Hine H by Hine V.S.O.P “Fine Champagne”
Durchschnittsalter: 7 Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: ca. 50 € / Liter
Aussehen: kleine “Fenster”, schnelle “Tränen”
Geruch: Veilchen, Früchte, Aprikosen, junges Holz
Geschmack: leichtes Brennen, Zitrusfrüchte, ebenfalls junges Holz, etwas bitter

Der H by Hine war mir persönlich noch etwas zu jung. Beim Verkosten habe ich eine starke junge Holznote wahrgenommen, die ich an Cognacs nicht so sehr mag. Genau dieser junge Charakter macht den H by Hine dennoch durchaus zum Mixen interessant, was wir später auch noch sehen werden. Doch zunächst noch einige Daten zu Cognac an sich.

Die Trauben für die Cognacherstellung dürfen nur aus den sechs Anbaugebieten der Charentes, Grand Champagne, Petite Champagne, Borderies, Fins Bois, Bons Bois und Bois ordinaires um die Stadt Cognac kommen. Dabei bezeichnet der Name Champagne vor allem die kalk- und kreidehaltigen Böden in den entsprechenden Anbaugebieten. In den Anbaugebieten der Charentes sind die am häufigsten verwendeten Trauben: Ugni Blanc, die in 98% der Cognacs Verwendung findet, Colombard sowie Folle Blanche.

Aus diesen Trauben wird zuerst ein leichter, sehr säurehaltiger Wein, der um die 8% Alkohol enthält, gekeltert. Hierbei darf weder Zucker zugesetzt werden noch geschwefelt werden. Danach werden Cognacs zweifach in Charentaiser Brennblasen destilliert, wobei zuerst ein Rohbrand mit um die 30% Alkohol destilliert wird. Die Destillation des “brouillis” genannten Rohbrandes dauert ca. 10 – 11 Stunden. Anschließend wird ein zweites Mal auf 60 bis 72% gebrannt, um den Feinbrand herzustellen.

An dieser Stelle wurde der zweite Cognac, der Hine Rare, degustiert. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Fine Champagne V.S.O.P Cognac.

Hine Rare V.S.O.P V.S.O.P “Fine Champagne”
Durchschnittsalter: 10 Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: ca. 70 € / Liter
Aussehen: mittlere “Fenster”, langsame “Tränen”
Geruch: Fruchtig, Trauben, Karamell
Geschmack: weich, Vanille, etwas Holz, reife Früchte

Der Hine Rare hat mir schon besser gefallen. Die junge Unausgeglichenheit ist hier einer komplexeren Holz- und Fruchtaromatik gewichen. Das junge Holz hat sich in eine Karamell und Vanillenote verwandelt und aus den frischen Zitrusfrüchten sind reife Steinfrüchte geworden.

Das Cognac-Haus Hine destilliert alle sein Cognacs mit den Heferückständen und reift seine Cognacs zuerst für neun Monate in als “neu” deklarierten Fässern. Das bedeutet, dass die Fässer entweder komplett neu oder drei bis fünf Jahre im Gebrauch waren. Diese Fassart wird als A-Level bezeichnet. Im Anschluss werden die Eau De Vies in B-Fässer, das heißt Fässern die schon länger als fünf Jahre in Verwendung sind, umgefüllt. Bereits jetzt wird das junge Eau De Vie mit Älteren geblendet, sowie verdünnt. In diesen B-Level Fässern reifen die Eau De Vies beispielsweise weitere zwei Jahre, bevor sie in C-Level Fässer umgefüllt werden. C-Fässer können älter als 20 Jahre sein und es findet auch in dieser Reifestufe ein Mischen und Verdünnen statt. Die genau Taktik der Fasslagerung bleibt natürlich das Geheimnis des jeweiligen Hauses und nur der Kellermeister hat das nötige Wissen um ein gleichbleibende Qualität sicherzustellen.

Das Flaggschiff des regulären Sortiments von Hine stellt mit Sicherheit der X.O. Cognac dar. Der Hine Antique X.O. wird nur aus Trauben aus der Grand Champagne destilliert und ist durchschnittlich 21 Jahre gereift. Dadurch entstehen dem Hause Hine auch keine Probleme, wenn am 1. April 2018 das Mindestalter von X.O. Cognacs von den jetzigen sechs Jahren auf zehn Jahre angehoben wird.

Hine Antique X.O. Premier Cru
Durchschnittsalter: 21 Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: ca. 212 € / Liter
Aussehen: mittlere “Fenster”, sehr langsame “Tränen”
Geruch: getrocknete Früchte, Vanille
Geschmack: Karamell, Vanille, leichte Bitterkeit, ausgeprägte Holznoten

Ich kann gleich vorweg sagen, dass mir der Hine X.O. am meisten zugesagt hat. Seine starke Holzaromatik, die dem Cognac viel Kraft verleiht, konnte mich vollends überzeugen. Zusätzlich wird diese zartbittere Holznote von einer dezenten Süße, die an Trockenfrüchte erinnert, unterstützt. Ich kann mir auch sehr gut einen Sazerac mit diesem Cognac vorstellen, wenn auch der Preis gegen das häufige Vermixen spricht. Außer dem X.O. warteten noch zwei weitere Cognacs darauf verkostet zu werden.

Neben den Kellern in Jarnac besitzt das Haus Hine auch Keller im englischen Bristol. Dies ist auf die englischen Wurzeln des Firmengründers Thomas Hine zurück zuführen, der 1763 das Cognac Haus gründete und 1817 in Hine umbenannte. Die Cognacs die in Bristol gelagert wurden werden als “Early Landed Cognac” bezeichnet und sind von der Aromatik weicher als ihre französischen Gegenstücke. Leider wird die Cuveé “Homage” aus drei Early Landed Cognacs nicht mehr hergestellt, so dass man nur noch bei den Jahrgangsabfüllungen einen “Early Landed” probieren kann. Jedoch stellen genau diese Jahrgangsabfüllungen eine Besonderheit des Hauses Hine dar. Nur sehr wenige Cognachäuser bieten überhaupt Jahrgangsabfüllungen.

Zwar keine Jahrgangsabfüllung, aber dennoch das Highlight des Tastings war der Hine Triomphe, der die Spitzencuveé des Hauses ist. Der Triomphe wurde 1888 zur Feier des Sieges über die Reblausplage von Thomas Edouard Hine kreiert und ist ein Blend von über 50 verschiedenen lange gelagerten Eau De Vies.

Hine Triomphe Created In 1888
Durchschnittsalter: 50 Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: > 360 € / Liter
Aussehen: große “Fenster”, langsame “Tränen”
Geruch: getrocknete Früchte, leichtes Kitzeln in der Nase
Geschmack: sehr mild, karamellisierte Früchte, Rosinen, Gewürze, Nelken, Piment, “Rancio”

Auch wenn der Hine Triomphe für mich nicht den X.O. übertraf, war es dennoch ein außergewöhnlich guter Cognac. Sehr mild und ausgewogen gibt er erst nach einigen Momenten die komplette Fülle an Aromen frei. Hierbei vielen mir vor allem karamellisierte Früchte und eine gewisse Gewürznote auf. Andere Häuser bieten in ihren Spitzencuveés deutlich weniger zu einem wesentlich höheren Preis!

Bevor wir zu den unbekannten Cognac-Cocktails kamen, verkosteten wir noch den Hine Cigar Reserve. Der Cigar Reserve ist ein Blend aus 25 verschiedenen Eau De Vies aus der Petite und Grand Champagne, des Boderies, sowie der Fins Bois. Er wurde speziell als Genuss zur Zigarre entwickelt und stellt den stärksten Cognac des Hauses Hine dar.

Hine Cigar Reserve
Durchschnittsalter: > 10 Jahre
Alkoholgehalt: 40%
Preis: > 100 € / Liter
Aussehen: kleine “Fenster”, schnelle “Tränen”
Geruch: viel Holz, mit etwas Vanille
Geschmack: weich, Vanille und Karamell

Der Cigar Reserve ist, trotz seiner angeblichen Stärke, ein ausgeglichener Cognac, bei dem sich kein Aroma in den Vordergrund drängt. Neben den bekannten Holzaromen von Vanille und Karamell macht sich eine leichte Süße am Gaumen breit. Ich persönlich empfand die bittersüße Holzaromen des Hine X.O. wesentlich dominanter als die des Cigar Reserves, aber das kann auch am vorgeschrittenen Zeitpunkt des Tastings liegen.

Abschließend präsentierte uns Réne Förster noch vier relativ unbekannte Cognac-Cocktails, die er in alten Cocktailbüchern gefunden hatte. Zu Beginn servierte er uns einen Curacao Punch, der trotz der enthaltenen 10 cl Alkoholika relativ erfrischend wirkte. Geschmacklich kam neben dem Orange Curacao der Smith & Cross Rum sehr deutlich zur Geltung.

Curacao Punch: – Harry Johnson’s, New And Improved Bartender’s Manual, 1882
4 cl Hine Rare V.S.O.P Cognac
2 cl Smith & Cross Jamaica Rum
5 cl Marie Brizard Orange Curacao
1 cl Zitronensaft
0,5 Bsp. Zuckersirup
3 cl Soda
Auf Crushed Ice bauen;
Garnitur: Orangenzeste;

Als nächstes servierte uns Réne den Deauville Cocktail, der in den 1930er Jahren in New Orleans seinen Ursprung hat. Bei diesem Drink wurde die Kombination aus Cognac und Calvados als sehr gelungen empfunden. Beide ergänzten sich gut, ohne sich gegenseitig zu überlagern.

Deauville: – New Orleans, 1930s
1,5 cl Hine Rare V.S.O.P Cognac
1,5 cl Berneroy V.S.O.P Calvados
1,5 cl Marie Brizard Triple Sec
1,5 cl Zitronensaft
Shake – strain – gekühlte Cocktailschale;
Garnitur: Orangezeste;

Der “The Soother” Cocktail aus dem Buch “Old Waldorf Bar Days” ist ebenfalls eine Kombination aus zwei Basisspirituosen. Wieder wird Cognac mit Jamaica Rum kombiniert, dabei dominiert ebenfalls der Jamaica Rum das Aroma des Drinks, mit etwas Orange Curacao und Apfel im Hintergrund.

The Soother: – Albert Crockett, Old Waldorf Bar Days, 1931
3 cl Hine H by Hine V.S.O.P Cognac
3 cl Smith & Cross Jamaica Rum
1,5 cl Marie Brizard Orange Curacao
1,5 cl Zitronensaft
1 cl Apfelsaft
1 Bsp. Agavensirup
Shake – strain – gekühlte Cocktailschale;
Garnitur: Zitronenzeste;

Der Vieux Carré Cocktail, der nach dem French Quater in New Orleans benannt ist, war jedem der Anwesenden ein Begriff. Was natürlich nichts daran änderte, dass es ein sehr guter Cognacdrink ist, der laut Réne deutlich den Wandel von Cognac zu Rye Whiskey Cocktails zu dieser Zeit aufzeigt. Der Vieux Carré begann mit einem intensiveren Geschmack als die anderen Drinks und man konnte beide Basissprituosen deutlich herausschmecken. Abgerundet wurde er von einer leichten Kräuternote.

Vieux Carré: – Walter Bergeron, 1930s
3 cl Hine H by Hine V.S.O.P Cognac
3 cl Old Overholt Rye Whiskey
3 cl Roter Wermut (Byrrh Grand Quinquina)
1 Bsp. Benedictine
2 Dashes Angostura Bitters
2 Dashes Peychaud’s Bitters
Stir – strain – Double Old-Fashioned Glas mit Eiswürfel;
Garnitur: Orangenzeste;

Der letzte von Réne gemixte Drink war der “Blue Paradise” Cocktail. Dieser erinnerte uns sehr stark an einen Manhattan. Jedoch war er zugänglicher mit weniger Ecken und Kanten als sein Pendant mit Rye Whiskey. Der Parfait Amour Likör gab dem Drink eine deutliche, florale Süße.

Blue Paradise: – Emil Bauwens, Bar Saint-James, Brüssel
6 cl Hine H by Hine V.S.O.P Cognac
3 cl Dubonnet Rouge(Byrrh Grand Quinquina)
4 Dashes Marie Brizard Parfait Amour
Stir – strain – gekühlte Cocktailschale;
Garnitur: Zitronenzeste;

Abschließend möchte ich mich bei Réne Förster und Seven Spirits, sowie dem Casa Del Habano Team, Nürnberg, für einen sehr schönen und lehrreichen Nachmittag danken und hoffe, dass Cognac wieder ein bisschen mehr Beachtung bei Bartendern und Gästen erfährt. Die Cognacs aus dem Hause Hine hätten es auf alle Fälle verdient!

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